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Ausflug nach Holzmaden ins Urweltmuseum

Kurzbericht über MoA (Mobil ohne Auto) - Ausflug nach Holzmaden ins Urweltmuseum und den Steinbruch Kromer, Sonntag der 23.6.2024

Treffpunkt: 7:30 Uhr an der S-Bahnhof Winnenden, 15 Teilnehmer.

Anzahl mit Führerin: 16 Teilnehmer mit Gabriele Grassegger, als Dipl. Geologe als Führerin. Im Detail fachlich vorbereitet.

Die Fahrten erfolgten mit der S-Bahn ab Winnenden S3, S1 ab Bad Cannstatt bis Kirchheim/Teck, und ab dort zum Bahnhof Holzmaden und dann als Fußweg zum Urweltmuseum Holzmaden. (Die Fahrten klappten tadellos, trotz Überschwemmungen kurz vorher). Als Ticket genügten hier ein S-Bahnticket oder u.a. die Deutschlandbahnkarte.

Ergänzend zur Geologie und der Geschichte der Entstehung der Fossilien (Paläontologie, Teil der Geologie) etc. machten 2 Leute (Horst und Torsten, federführend) schnelle Artenlisten der Pflanzen und Insekten auf unseren Wegen (s.u.).

Allgemeine Daten

Gesamtfußweg: (offiziell) waren es ca. 5 km, wir sind aber vermutlich mehr gelaufen.

Zusätzlich wurde eine Artenliste, der auf dem Weg gefundenen Pflanzen und Tiere (Insekten), gemacht (Horst und Torsten sei Dank). (Siehe Anhang)

Wetter: das Wetter war sommerlich warm, mit Sonne und vielen Wolken, über die wir dankbar waren.

Einkehr: war zeitlich leider nicht möglich, aber jeder hatte eine Vesper dabei und im Museum warteten Brezeln.

Rückkehr: ca. 18:00 Uhr waren wir, auf dem obigen Weg, wieder am Bahnhof Winnenden angelangt.

Ca. 10:30 Uhr kamen wir im Museum an.

Urweltmuseum Holzmaden

(Es wird derzeit in 4. Generation von den Geschwistern Franziska Hauff (Uni Tübingen Studium Geologie mit dem Schwerpunkt Paläontologie, später Betriebswirtschaftsstudium) und Bernhard Hauff – Marketing und ein begnadeter Präparator) geleitet. (Der Urgroßvater Alvin Hauff war nur wegen dem „Verbrennen des Ölschiefers“ (ca. 7% Ölgehalt) nach Holzmaden gekommen) Durch die Fossilienfunde hatte sich das Museum entwickelt und seine Aussagekraft gezeigt.

Im Museum

Nach einer Erfrischung fand bis ca. 13:30 Uhr eine Führung durch das Museum mit der lokalen Geologie und vielen Erläuterungen statt.

Die Lagerstätte ist ca. 180 Mio. Jahre alt, und liegt im Unteren Jura, damals auf dem Urkontinent Pangäa auf dem relativ „flachen“ Schelfmeer. Die Sondersituation in Holzmaden war, dass fast nur hier die Weichteile- und Hauterhaltung der Fossilien stattfand und dass wir dadurch sehr viele über die Lebenssituation der Saurier und Lebewesen erfahren konnte. (Dies stellt eine große Ausnahme dar, da oft durch die Fossilisation große Teile der Organismen abgebaut werden, und man nur verstreut und isoliert die „härtesten“, „resistentesten“ Teile findet). (Beispiel aus dem Malm (Weißer Jura): weiße Kalke aus Crinoidenstilgliedern, Bildung auf der Schwäbischen Alb, sei genannt).

Es war die Zeit der obersten Abschnitte des Unter Jura (Lias alpha – in der nationalen stratigraphischen Bezeichnung, oder Schwarzer Jura). Entstehung als rein marine Sedimente (Tonschiefer und dunkler Kalke), im ca. 200 – 300 m tiefen Meer. Lage der Bildungen ca. 100- 120 km von der Küste. Die sehr gute Erhaltung der Fossilien entstand durch eine Sauerstoff-armes bis O2-freies Becken (d.h. ein euxinisches oder H2S-Milieu), dies laut Messungen.  In relativ tiefer Lage, d.h.  am Meeresboden lag das Milieu vor. Das Milieu war lebensfeindlich für Organismen. Es wurden deshalb die Organismen kurz nach dem Tod (s.o.) eingebettet und schnell zugeschüttet.

Gezeigt wurden Fischsaurier (Ichthyosaurus), verschiedenen Typen von marinen Sauriern, letztere auch  bei der Geburt, Fischsaurier mit Mageninhalt und in unterschiedlichen Größen bis 18-20 m Länge, diese waren sehr gut mit Weichteilen erhalten. Flugsaurier, Muscheln, Schnecken, Brachiopoden (Armfüßer, auf einem Stil auf dem Untergrund aufgewachsen), im Jura lebende Tintenfische (Kopffüßler) und zahlreiche Typen von Ammoniten (Kopffüßler, trieben meist – relativ passiv - in Meer), sowie Verschlusskappen von Ammoniten. Die sehr vielen verschiedenen Fische wurden auch kurz gezeigt (manche waren nur zu der Zeit vorhanden).
Leitfossil ist die Muschel Posidonia (deshalb wurde die Schicht „Posidonienschiefer“ genannt, ist gleich schwarzer Tonschiefer. Die Muschel wurde nach der Feinbestimmung: Bositra Buchi und Steinmannia Broni genannt). Der Schiefer besaß lokal bis zu 13 m Schichtstärke (Variationsbreite: 2,5 – über 13 m mächtig).  Herrn Bernhard Hauff Senior hat diese Schicht in dem Steinbruch in 17 „Bänke/Lagen“ unterteilt, die bis heute Bestand haben. (Er war auch der Gründer des Museums). Die berühmten Fossilien wurden alle dort in Holzmaden gefunden.

Das Klima war zu dieser Zeit tropisch, was sich auch durch genaue Untersuchung der Gesteine feststellen ließ.

Herausragendes Stück, ist eine Seelilienplatte mit (damals) lebenden Seelilien auf Treibholz aufgewachsen, die von 3 Leuten ca. 18 Jahre lang präpariert wurde. Sie ist ca. 20 m lang.

Sehr viel wurde auch über die herausragende Präparationstechnik in Holzmaden (Stein-Präparatoren) geredet und sie z.T. erklärt. Fazit: alle großen weltweiten Museen haben Ausstellungsstücke von hier! Es gibt inzwischen 3-4 Präparationstechniken bis hin zu Replikattechniken (Abgüsse). Das Naturkunde-Museum am Rosenstein-Park in Stuttgart zeigt auch einige Stücke.

Zu sagen und zeigen wäre noch viel im Museum: die Saurier auf dem Land in der Jurazeit. Der Park rund um das Museum, zeigt Saurierreplikate. Die Präparatorenwerkstatt, alte und neue Fundpräparationstechniken, mehr über das Leben in dem Jurameer, mehr über die Kontinentalverschiebung (die auch in die Zukunft extrapoliert wurde) und die Kontinentbildung etc.

Steinbruch Kromer

(Zwischen den Orten Ohmden und Zell gelegen), aktiver Großbruch im Posidonienschiefer, von Karl Kromer betrieben.

Nach einer kurzen Besichtigung des Steinbruchs Fischer, der zum Museum gehört, wollten alle zu Steinbruch Kromer laufen (30-40 Minuten Laufzeit). Dies um dort selbst Fossilien zu suchen und Stücke mitzunehmen. Nach (nur ein Teil der Leute) der Ausleihe von Hämmern und Meißeln, ging es los.

Gefunden wurden: verschiedene Ammoniten: vorherrschend Dactylioceras (sehr häufig, z.T. pyritisiert), aber auch Harpoceras, Hildoceras, Abdrücke von Eleganticeras. Pyritisierte Koprolithen, Wurmwühlgängen im Sediment und viele Kleinfossilien etc. Die Teilnehmer brachten alle was mit nach Hause.

5 Personen waren so begeistert, von der Fossiliensuche im Steinbruch Kromer, dass sie erst mit einer späteren Fahrt nach Hause kommen wollten.

Gabriele Grasseger

Florian und Torsten klopfen eifrig . . .
Florian und Torsten klopfen eifrig . . .
. . . und werden fündig.
. . . und werden fündig.

Artenliste zu MoA Holzmaden

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2024_06_23_Artenliste_MoA_Holzmaden.pdf
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